E-Fuels sind ungerecht

E-Fuels sind ein Treiber für Gegeneinander und Ungleichheit. »Die da oben, wir hier unten«, das denken sich jetzt schon viele Menschen. Es geht nicht nur um die reale, sondern um die empfundene Ungleichheit. Der exzessive und für jedermann sichtbare Lebensstil von reichen Menschen schürt Neid.
Rund ein Drittel der Gesellschaft kann sich nicht ohne Weiteres eine neue Waschmaschine kaufen, wenn die alte gerade kaputt gegangen ist, weil keine Ersparnisse vorhanden sind.


Auf der anderen Seite haben wir Top-Verdienende und Erben, die sich einbilden, ihren Luxus »verdient« zu haben. Weil sie ja so leistungsstark sind, so unfassbar produktiv. Und deswegen ist es auch angemessen, dass für diese Menschen E-Fuels produziert werden. So sieht das offenbar die FDP.
Mit E-Fuels kann man zwar einen konventionellen Motor klimaneutral betreiben, aber nur wenige Menschen werden sie bezahlen können.


Was ist das überhaupt für eine Wundertechnologie? Ein Elektrolyseur zerlegt Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff. Ein häufiges Experiment im Schulunterricht. Der Wasserstoff wird mit CO2 angereichert. Das CO2 müsste wiederum irgendwo abgespalten oder gesammelt werden. Das Ergebnis sind E-Fuels – synthetisches Gas oder flüssiges Benzin, Diesel oder Kerosin. Für heutige Motoren sind diese nur als Beimischung verträglich. Neufahrzeuge müssten speziell dafür ausgelegt werden. Das ist die liberal klingende Technologieoffenheit.


Der Haken: Um Kraftstoff für 100 Kilometer zu produzieren werden Unmengen Strom benötigt. Ein Elektrowagen würde mit derselben Stromleistung rund 700 Kilometer weit kommen. Es gibt offenbar gute Gründe, weshalb zum Beispiel VW auf Elektroautos setzt. Die Ingenieure sind sich im Grunde einig, dass E-Fuels am ehesten für Flugzeuge und Lkw zum Einsatz kommen werden.


E-Fuels werden durch den hohen Stromeinsatz sehr teuer sein. Wer kann, der kann – in 15 Jahren mit einem Verbrenner wunderbar den privaten Wohlstand zur Schau stellen. Ganz liberal und fair.


Doch der Kraftstoff ist nur klimaneutral, wenn die Stromerzeugung mit Ökostrom erfolgt. Schon jetzt geht der Ausbau von Solaranlangen nur mühselig voran. Windparks treffen auf Widerstand bei den anliegenden Bewohnern. Der Import gewaltiger Mengen Ökostrom oder Ökowasserstroff aus südlichen Ländern ist in naheliegender Zeit nicht realistisch. Warum, das habe ich im Blog vom 1. Mai 2022 erläutert.


Nach und nach sollen alle Autos elektrisch betrieben werden. Dafür muss noch viel mehr Ökostrom erzeugt werden. Die Nachfrage steigt und das Angebot kann damit kaum mithalten. E-Fuels werden diesen Effekt verstärken.


Einmal angenommen, eine Millionen Autos sind mit E-Fuels unterwegs. Dafür müsste dieselbe Strommenge erzeugt werden, wie für sieben Millionen normale Elektrowagen. Das heißt, E-Fuels verknappen das Angebot und werden Strom teurer machen. Denn die verfügbare Strommenge bleibt auf absehbare Zeit begrenzt und die Nachfrage steigt – schließlich müssen wir sobald als möglich auch noch unsere Wohnungen mit Ökostrom heizen. Und damit werden auch Millionen Menschen mit geringem Einkommen mehr ausgeben müssen für Strom. Deswegen fördern E-Fuels die Ungleichheit.