Wasserstoffwirtschaft: Realistische Vision?

Heute möchte ich Euch diese Grafik vorstellen. Sie zeigt, wie bedeutsam Erneuerbare Energien bei uns und in einigen anderen Ländern sind.

 

Primärenergie meint die gesamte verwendete Energie, etwa in Form von Kohle für die Stromerzeugung oder in Form von Dieselkraftstoff für den Transport. Oder aber auch in Form von Strom etwa für unsere Kühlschränke.

 

Die Stromerzeugung basiert hierzulande schon zu weit über 40 Prozent auf Erneuerbaren Energien. Eines Tages werden es 100 Prozent sein. Allerdings wäre das erst ein kleiner Anteil der  Primärenergie, welche heute zu 14 Prozent klimaneutral  erzeugt wird.

 

Wasserstoff gilt als zentraler Baustein bei der Energiewende.

Es gibt kaum noch einen Bericht zum Klimaschutz, in dem nicht von Wasserstoff die Rede ist. Nicht nur in der Industrie wird er benötigt, auch Heizungen, Flugzeuge, Autos und Lkws sollen damit betrieben werden.

 

Und weil das rein technisch machbar wäre, scheint auch die dauernde Zunahme von Flug-, Auto- und Lkw-Verkehr kein Problem zu sein. Mit deutscher Ingenieurskunst erfolgt die Umstellung auf Wasserstoff und das Klimaproblem ist gelöst.

 

Nun ist es leider so, dass man drei Kilowattstunden Strom benötigt, um eine Kilowattstunde Wasserstoff zu erzeugen. Bis das Stöffchen den Motor eines Lkws antreibt, werden auf dem Weg dorthin noch weitere zwei Kilowattstunden Strom, im Idealfall aus Solar- oder Windkraft benötigt.

 

Um große Mengen Wasserstoff herzustellen, müsste man also noch viel größere Mengen grünen Strom erzeugen. Da wir von dem Ziel 100 Prozent noch weit entfernt sind - bis 2030 sollen es nach dem Wünschen der Ampelkoalition 80 Prozent sein, (kaum vorstellbar, dass das gelingt)  - gibt es schon seit Jahrzehnten Pläne, Wasserstoff aus dem Ausland zu beziehen. In Marokko etwa, könnte man mit riesigen Solaranlagen den benötigten Wasserstoff erzeugen und mit Schiffen nach Deutschland transportieren.

 

Wie realistisch ist das? Werden wir innerhalb der nächsten 15-20 Jahre einen guten Teil unserer Heizungen, Flugzeuge und Lkws mit Wasserstoff betreiben können?

 

Aufschlussreich erscheint mit da die oben stehende Grafik. Der potenzielle Wasserstoffexporteur Marokko versorgt sich gegenwärtig selbst erst zu neun Prozent mit Solarstrom. Es werden wohl noch einige Jahre ins Land gehen, bis man bei 100 Prozent ist. Und wenn Marokko, Spanien und die anderen in Frage kommenden Länder erstmal zu Exportnationen aufgestiegen sind, wird es außer den Deutschen viele weitere Interessenten geben.

 

Wasserstoff ist kostbar und nicht billig zu haben. Sinnvoll einzusetzen ist er nur dort, wo es quasi keine Alternative gibt, etwa in der Stahlindustrie. Claudia Kemfert vom DIW spricht daher vom »Champagner der Energiewirtschaft«.

 

Bis 2045 sollen alle Nationen klimaneutral wirtschaften. Um dieses Ziel zu erreichen, dürften beispielsweise ab 2025 keine neuen Heizungen auf der Basis von Öl oder Gas in Betrieb genommen werden, auch nicht in bestehenden Gebäuden, wenn die Heizung kaputt geht. Ab 2030, also in acht Jahren, dürften Lkws und Autos nur noch zugelassen werden, wenn sie keine CO2-Emissionen versursachen.

 

Wie all das gelingen soll, dafür gibt es immerhin schon einige Szenarien und Konzepte. Wasserstoff als Speichermedium spielt darin nur eine untergeordnete Rolle. Oder anderes gesagt: Grüner Wasserstoff ist und bleibt Mangelware