Widerstand gegen Flächenfraß

Bei Ludwig in Münster kann man schön auf dem Balkon sitzen und ins Grüne gucken. Die Vögel zwitschern, Grillen zirpen. Doch nun ist bald Schluss mit Grün. Es muss ja überall in rasendem Tempo gebaut werden. Wohnungen und Häuser werden immer größer, Paare und Singles leben auf 100 Quadratmeter und finden das okay so. Für diese Bedürfnisse müssen überall neue Wohnsiedlungen entstehen. Rund 300 000 werden im Jahr gebaut. Und der Städtetag fordert 400 000.


Nur zur Erinnerung: Die Einwohnerzahl der Republik ist seit 1970 quasi unverändert. Abermillionen Wohnungen haben Investoren und Häuslebauer seither errichtet. Allein zur Herstellung des verbauten Zements werden unfassbare Energiemengen benötigt. Und die zusätzliche Wohnfläche muss ja auch noch beheizt werden.


Bei fast jedem neuen Bauprojekt entflammen wütende Proteste der Anlieger. Das Grün erhalten wollen alle, aber sich beschränken, das tun sie nur, wenn die Mieten extrem teuer sind.


Es hat mich daher besonders gefreut, als zahlreiche Umweltorganisationen in Süddeutschland zum Volksentscheid »Betonflut eindämmen – damit Bayern Heimat bleibt« aufriefen. Ziel war eine gesetzliche Obergrenze für den Flächenverbrauch. Das Limit sollte bei täglich fünf Hektar liegen, also nur die Hälfte von den 14 Fußballfelder, die allein in Bayern verschwinden. Kostbare Grünzüge verschwinden zum Beispiel für 400 Straßenbauprojekte, die bis 2030 geplant sind.  Die Zerschneidung der Landschaften, sie wird forciert, als hätte es nie eine Debatte über Naturschutz gegeben.


Das Bündnis für den Volksentscheid hatte großen Zulauf. Im Herbst 2017 trugen sich in wenigen Wochen 48 000 Wahlberechtigte in die Unterstützerlisten ein, doppelt so viele, wie nötig gewesen wären.

Foto:  Matthias Lohse  / pixelio.de
Foto: Matthias Lohse / pixelio.de

Der Bayerische Verfassungsgerichtshof hat das Begehren leider aus formalen Gründen abgelehnt. Das ist »eine falsche, unverständige, unselige Entscheidung«, meint Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung.

 

Der Ministerpräsident freut sich darüber. Ein Limit sei der falsche Weg. Es sei zwar richtig die Versiegelung und Zerschneidung kostbarer Grünflächen durch Wohnsiedlungen, Outlets, Baumärkte und Straßen zu begrenzen. Aber wie das gehen soll, das sagt er nicht. Es geschieht also weiter das Gegenteil von dem, was politisch proklamiert wird.


Alle freiwilligen Maßnahmen wie Informationskampagnen, ein Flächensparforum und eine Flächenmanagement-Datenbank haben das Problem nicht eindämmen können. In der Fachwelt ist längst klar, dass nur eine Obergrenze helfen kann. Die CSU fordert da lieber eine definitiv verfassungswidrige Obergrenze für Asylanten.

LImit für Wohnflächen?