Muss man das Einfamilienhaus verbieten?

Diese Fragen stellte mir neulich ein Journalist.

 

Nein, wir müssen das Einfamilienhaus nicht verbieten.

Aber, wir können auch nicht einfach weitermachen, als wenn nix wär. Und das geschieht gerade in Deutschland. In allen Städten werden munter Baugebiete ausgewiesen, auch in Städten, deren Einwohnerzahl stagniert, ja sogar auch in schrumpfenden Städten und Dörfern. Rund 250 000 Wohnungen entstehen so durchschnittlich Jahr für Jahr.


Für unsere Anstrengungen beim Klimaschutz ist das ein Problem. Denn die neuen Wohnungen benötigen viel Heizenergie. Das ist das erste Problem. Zweitens verschlingt die Herstellung von Zement super viel Energie. Mit acht Prozent ist die Zementindustrie am bundesweiten CO2-Ausstoß beteiligt. Hinzu kommen viele andere Materialien für den Hausbau. Und deswegen ist es auch so schlimm, wenn gut erhaltende Häuser abgerissen werden. Abrisssanierung ist in Deutschland die Norm.


Und zum Dritten verschwinden durch neue Baugebiete Grünflächen. Das ist ein großes Thema in vielen Städten. Man sieht im gegenwärtigen Flächenverbrauch zahlreiche Probleme für die nächsten Generationen. Deswegen hat die Bundesregierung sich vorgenommen, dass bis zum Jahr 2020 nur noch 30 ha pro Tag versiegelt werden. Es ist gerade bald doppelt so viel und man hat das Ziel auf 2030 verschoben.


Was ist zu tun? Zum einen sind daher technische Fortschritte notwendig, um die Herstellung von Zement effizienter und grüner zu gestalten. Zum anderen ist unsere Neubautätigkeit an sich zu hinterfragen.


Muss es Zement sein, geht vielleicht auch Holz? Müssen Wohnungen wirklich immer größer werden? Gibt es Möglichkeiten, mit weniger Neubau auszukommen? Können wir effizienter bauen?


Und das bringt uns zur Frage des Journalisten.


Man muss Einfamilienhäuser nicht verbieten, aber sich sehr gut überlegen, inwiefern diese mit unseren Zielen für den Klimaschutz, den Grünflächenverbrauch und den Verbrauch kostbarer Ressourcen übereinstimmt. Und da steht das Einzelhaus auf ziemlich wackeligem Fundament.
Nun kann man sich leicht vorstellen, dass für ein Mehrfamilienhaus mit sechs Parteien weniger Beton verbaut werden muss als für sechs freistehende Einfamilienhäuser.

 

Ein Dach, viele gemeinsame Wände, gemeinsame Außenwand, diverse Anschlüsse. Das erhöht auch die energetische Effizienz, da es zu den Nachbarn keine absoluten Wärmeverluste gibt. Schon bei Reihenhäusern verbessert sich die Bilanz. Und stapeln erhöht nochmals die Effizienz. Mehrfamilienhäuser benötigen je Quadratmeter weniger Grünflächen, weniger Materialien wie Zement und Stahl und weniger Energie während der Nutzung.


Eine Tatsache ist unumstritten: Nicht zu bauen, ist ökologisch optimal. Und wenn man doch baut, dann sollte das möglichst effizient und naturverträglich geschehen. Und da schneidet das freistehende Häuschen im Grünen halt ziemlich schlecht ab.


Doch es gibt einen Weg, wie auch junge Familien zu ihrem Häuschen-Glück kommen. Dazu mehr in einem der nächsten Blogs.