Zu radikal?

Nicht nur Männer, auch viele Frauen hielten die Position der Suffragetten für zu radikal. Demonstration in New York City, 1912. Quelle: Wikimedia Commons
Nicht nur Männer, auch viele Frauen hielten die Position der Suffragetten für zu radikal. Demonstration in New York City, 1912. Quelle: Wikimedia Commons

Auf meinen letzten Blog »CarSharing: Was motiviert?« erreichte mich die Rückmeldung, ich sei zu radikal.


Ein Antwort habe ich mir gespart. Ich finde man muss Kritik auch einfach mal stehen lassen.


Gleichwohl frage ich mich, was wohl radikal daran ist, wenn die Städte

selber entscheiden dürften, wie hoch die Gebühren für das Anwohner-Parken sind. Ich finde das super liberal.

 

Am liebsten wäre mir, in der Straßenverkehrsordnung würde die Gebühr auf ein Minimum von 200 Euro/Jahr festgelegt. Das würde bestimmt als extreme Forderung wahrgenommen. Aber auch nur solange, bis die Leute sich daran gewöhnt haben. So wie die Bürgerinnen von Amsterdam an über 500 Euro.


Heute ist vieles selbstverständlich, was einst extrem schien. Denken wir nur an das Frauenwahlrecht oder das Rauchverbot in Gaststätten. Ist es eine Extremposition, weniger Gifte auf dem Acker zu fordern? Oder ist der Bauernverband fundamentalistisch, indem er entsprechende Reformen verhindert, trotz Bienensterben und Artenschwund?


Anderes Beispiel: Die EU möchte, dass Deutschland endlich sein Grundwasser schützt. Doch die Bauern kämpfen gegen die neue Gülleverordnung. Brunnen werden nach und nach geschlossen, das Nitrat wandert immer tiefer in noch saubere Grundwasservorkommen, aber man will damit nicht aufhören. Ist es nicht radikal, an diesem Zerstörungswerk festzuhalten?

 

Besteht die Friday for Future-Bewegung aus Extremisten? Nein, extrem ist die Erhitzung des Planeten. Verrückt, mehr noch, gefährlich, ist die Gleichgültigkeit, mit der Lobbyisten jetzt schon wieder Abwrackprämien für Kohlenstoffkarossen fordern.

 

Denn sie wissen nicht, was sie tun. Den Menschen ist  nicht bewusst, was für eine Katastrophe auf ihre Enkel zukommt. Sie können super verdrängen.


Wir haben selbst Covid-19 verharmlost bis es in Italien war, und auch dann noch gezögert.


Die Menschen können leider sehr gut weggucken….und dabei andere als extrem bezeichnen.


Vieles erschien einst radikal und ist aus heutiger Sicht visionär. Es ist gut, dass es Visionäre gibt. Sie müssen nicht zum Arzt gehen.