Weniger malochen für Konsum

Quelle: Kopatz (2016): Ökoroutine/Wuppertal Institut
Quelle: Kopatz (2016): Ökoroutine/Wuppertal Institut

Viele Menschen sind jetzt gezwungen, einen Gang runterzuschalten. Genießen fällt da schwer. Zwang und Genuss, dass sind zwei Begriffe, die auf den ersten Blick nicht gerade kompatibel wirken. Gebräuchlich ist gleichwohl die Formulierung »das Beste daraus machen«. Und das tun jetzt Millionen Bürgerinnen und Bürger.


Ob sie daraus lernen werden, wie kostbar es ist, Zeit für Muße zu haben? Was mich seit Jahren beschäftigt ist, warum insbesondere Männer nur selten geneigt sind, ihre Arbeitszeit zu verringern. Gewiss, das hat viele kulturelle Gründe, aber selbst wenn Arbeitgeberin und Chef sehr aufgeschlossen sind, bleiben Männer bei ihrer »vollen« Stelle. Als wären sie nur so ein »ganzer Mann«.


Wenn ich mit diesen Männern über die Teilzeitarbeit spreche, kommt oft die Erwiderung »ich brauche das Geld«. Die Männer, die ich meine sind Spitzenverdiener. Sie brauchen das Geld? Zugleich beklagen sie sich – zumindest unterschwellig – über das stressige Leben und dass man so wenig Zeit habe für die eigentlich wichtigen Dinge im Leben.


Ob ihnen bewusst ist, dass sie zum großen Teil für sinnlosen Konsum malochen? Und dass sie die ganzen neuen Dinge, das neue Smartphone, die teure Uhr, dass sie das alles überhaupt kein bisschen glücklicher macht? Auch nicht – das wird viele wundern – der Urlaub in Spanien oder die kostspielige Reise nach Australien.


In der Ökoroutine gibt es ein Kapitel zu diesem Thema. Und diese Grafik »Weniger Schuften für Konsum«. Wenn ich diese Grafik sehe, stelle ich mir immer vor, wie es wäre , wenn die Bürgerinnen nur noch dann einen neuen Fernseher gekauft hätten, weil der alte kaputt ist. Wenn man ab dem Jahr 2008 überhaupt nur noch Dinge ersetzt hätte, wenn sie verschlissen waren. Dann hätten die Menschen ganz viel Geld über oder ganz viel Zeit.


Beides können einige Menschen jetzt ausprobieren, wie sich das anfühlt. Sie haben mehr Geld zur Verfügung, weil sie gar nicht so viel shoppen können wie sonst. Und sie haben mehr Zeit, weil sie nicht Arbeiten können wie gewohnt.


Das ist freilich eine sehr luxuriöse Lebenslage. Sie ist den Menschen in systemkritischen Bereichen nicht vergönnt. Und wer durch Jobverlust und Kreditklemme in Not gerät, kann sich auch nicht freuen.