Klimaschutz in den Tagesthemen: Jeder für sich...

Tagesthemen am Mittwoch, den 10. Oktober 2018. Am Tag zuvor ging die Pressemitteilung des Internationalen Klimarates über den Ticker. Die Warnungen der Experten werden von mal zu mal eindringlicher. Heute berichten die Tagesthemen über eine Starkregenkatastrophe in Mallorca, anschließend über neue, abgeschwächte CO2-Standards für Autos.


Doch wenn sich die Politik so schwer tut, was kann eigentlich jeder einzelne für den Klimaschutz tun? Dazu gab es einen dreiminütigen Bericht. Als Experte durfte ich kommentieren. Zunächst habe ich mich natürlich sehr über die Anfrage gefreut. Besonders auch darüber, dass die Kollegen im Wuppertal Institut mir das Vertrauen dafür entgegen gebracht haben.

Doch meine Hoffnung, dort das Konzept der Ökoroutine zu erwähnen, also für »Verhältnisse ändern Verhalten« zu werben oder auch etwas provokativer »Erlöst den Konsumenten« hat sich nicht erfüllt.


Rund 15-10 Sekunden darf man sprechen. Und man wollte halt Einspartipps in dem Beitrag haben. Ende. Da gab es nichts zu verhandeln. Kann ich ja auch verstehen. Wenn Sie meiner Einschätzung spontan gefolgt wären, hätte das den Beitrag um 180 Grad gewendet. Die haben das am Morgen so besprochen und dann wird’s auch durchgezogen.


Und so kündigt der Moderator an: »Ja, die Politik kann und muss Vorgaben machen, doch es liegt in erster Linien an uns, wie groß unser persönlicher ökologischer Fußabdruck ist.«
Wenn er gesagt hätte, es liegt »auch an uns«, das wäre ja noch okay gewesen. Ich erlebe das permanent. Die meisten Journalisten sind noch voll auf das Thema Konsumentenmacht fixiert. Und wenn der Staat vorgaben macht, dann wird das oft kritisch gesehen. Nicht immer. Oder vielleicht immer weniger. Gut so.


Es war also echt paradox, dass ich über Verhaltenstipps spreche. Ein Bekannter hat es gut auf den Punkt gebracht:


»Hi! Gerade habe ich dich in den Tagesthemen gesehen. Erst habe ich fast einen Herzinfarkt bekommen .... Irgendwie hat die ARD zwar die Botschaft umgedreht: Politik okay, aber was kann jeder einzelne tun, und doch will ja keiner auf seinen Urlaubsflug verzichten. Dabei willst du ja eigentlich sagen, dass genau deshalb politischen Strukturen der Weg sind. Aber egal, Hauptsache das Thema ist mit dir so prominent auf der Agenda im Fernsehen.«


Ja so sehe ich das auch. Diesmal konnte ich die Botschaft zwar nicht rüber bringen. Doch wer weiß, vielleicht ist bei den zwei Journalisten, mit denen ich Kontakt hatte, etwas hängen geblieben. Wir haben ja ein Weile geplaudert.


Und vielleicht machen sie mal einen Beitrag über die Ohnmacht des Einzelnen. Einen der deutlich macht, wie wichtig EU-Standards sind. Und der auf die unbequeme Wahrheit hinweist: Nur Limits beenden den Exzess.


Wider unser aller Gier.