Unterwegs wie zur Zeit der Postkutsche

Wir leben in einer Gesellschaft der Beschleunigung. Schneller ist besser. Schon ein geringer Zeitvorteil reicht vielen Geschäftsleuten aus, um für eine Reise von Hamburg nach Bonn, in den Flieger zu steigen. Der Staat baut neue Autobahnen und Bundesstraßen, damit wir schneller reisen können. Die Schnellstrecken der Bahn folgen demselben Mantra. Schneller ist besser.


Doch stimmt das eigentlich? Sind die Menschen heute zufriedener als 1980? Nein, sind sie nicht. Da sind die Befragungen eindeutig. Hat die Beschleunigung denn wenigstens dazu geführt, dass wir mehr Freizeit haben und weniger Zeit im Auto, Bahnen und Flugzeugen verbringen? Es wird manche überraschen: Nein!


Das liegt an einem eigenartigen kulturellen Phänomen. Die Menschen investieren etwa 80 Minuten täglich in Mobilität. Jede Zeitersparnis, etwa durch eine Umfahrungsstraße, führt dazu, dass die Menschen weitere Strecken zurücklegen. So erweitern sich beispielsweise die Pendelentfernungen, nicht jedoch die Pendelzeiten (Mobilität in Deutschland, langf. S. 31).


Das war schon zur Zeit der Postkutsche so. Ebenso faszinierend: Ob Bewohner in afrikanischen Dörfern, chinesischen oder südamerikanischen Städten, egal unter welchen politischen Verhältnissen oder räumlichen Bedingungen, überall sind die Menschen rund 80 Minuten unterwegs.

 

Wir sind rasend schnell, aber sparen keine Zeit.