Fliegende Konsumenten

»Paternalismus kommt nicht gut an beim Wähler«, heißt es heute in der Süddeutschen Zeitung. Das klinge nach Hausarrest und Diktatur. »Darf etwa nicht jeder frei entscheiden, wohin es in den Ferien geht, würde dann gefragt. Darf er. Aber die Menschen müssen lernen, zwischen ihren Bedürfnissen und Wünschen zu unterscheiden – und wir müssen uns im Neinsagen üben, wenn wir das Klima schützen wollen.«

 

Da ist er wieder, der moralische Appell. Die Hoffnung auf strategischen Konsum, den verantwortungsvollen Bürger. Und auch etwas Politikfrust: »Es bringt nichts zu warten, bis Politiker die Vielfliegerei erschweren. Stimmt, wir sollten nicht treu-doof waren.

 

Hier meine Mail an die SZ-Autorin Catherine Hoffman:

 

Liebe Frau Hoffmann,

 

der Schlusssatz ihres heutigen Kommentars »es ist eine Illusion der Wohlstandtouristen, dass eine Erholung am anderen Ende der Welt möglich ist, ohne genau diese Welt zu zerstören« ist brillant.

Gleichwohl sind sich in der Forschung inzwischen die meisten Wissenschaftler darin einig, dass sich durch moralische Appelle noch weniger bewirken lässt als durch zögerliche Politik. Paternalismus kommt nicht gut an, hat aber die Energiewende erst möglich gemacht.

Auch Straßenverkehrsregeln und Gesetzliche Krankenversicherung werden nicht als Drangsalierung wahrgenommen.

 

Das Konzept der Ökoroutine plädiert für Standards und Limits. Und dafür, dass engagierte Bürger Druck machen. Das kann funktionieren. Denn selbst Menschen, die 2x jährlich fliegen begrüßen ein Limit für Starts und Landungen. Um das durchzusetzen, müsste die Politik einfach nichts tun.

 

Beste Grüße

 

Michael Kopatz