Beim Cappuccino

Letzten Freitag traf ich eine alte Freundin im Café des Bioladens. Ein guter Teil des Gespräches drehte sich um die kommunale Verkehrs- und Klimapolitik. Luisa interessiert sich sehr dafür, fährt viel Fahrrad, auch bei schlechtem Wetter und outet sich als Wählerin der Grünen. Nach einer Stunde Plausch, kommt es zur Verabschiedung.


Luisa steht auf und sagt: »So, ich gehe jetzt nach rasch rüber zum Lidl, wollte da noch Nüsse kaufen«.


Hm, frage ich: »Die gibt es doch auch hier im Bioladen«.


Luisa: »Ja, aber die sind so teuer«.


Mich hat das nicht weiter verwundert, denn ich wusste schon, dass Luisa ihren Wocheneinkauf beim Aldi erledigt. Ich weiß auch: Am Geld liegt es nicht. Denn der Mann ist Manager und Spitzenverdiener und auch sie verdient weit überdurchschnittlich in einer Werbeagentur.

 

Ich schwanke dann, in solchen Situationen, will ja auch die Stimmung nicht verderben. Soll ich zu den kostspieligen Nüssen etwas sagen? Es stimmt ja, die sind im Vergleich superteuer. Aber wie ich halt so bin, konnte ich mir nicht verkneifen zu kommentieren:


»Aber Du hast doch Kohle ohne Ende, was kümmern Dich da ein paar Euro mehr oder weniger? Eigentlich könntest Du zu 100 Prozent, für die ganze Familie im Bioladen einkaufen. Und in Eurem Haushaltsbudget würden die extra kosten kaum auffallen.«


»Das stimmt wohl«, erwidert meine Freundin, »aber ich hab das halt so drin, bin so erzogen worden«.


Dazu habe ich dann nichts mehr gesagt. Ich nehme ihr das nicht übel. So ist das halt. Aber immerhin weiß ich, dass sie voll und ganz das Konzept der Ökoroutine unterstützt. Wenn die Produkte beim Lidl eines Tages genauso öko sind wie die beim Superbiomarkt, damit könnte sie gut leben. Das fände Luisa total praktisch, ja regelrecht befreiend, um nicht zu sagen erlösend. Und ich auch. Denn meine Einkäufe sind auch nicht zu 100 Prozent Bio.

 

Ökoroutine: Damit wir tun, was wir für richtig halten