Kürzlich erreichte mich folgende Nachricht:
Guten Morgen Michael!
Ich brauche einen Rat oder Tipp in Sachen Klimaschutz im Umgang mit fragwürdigen Entscheidungen ansonsten sympathischer Menschen.
Mein bester Freund hat sich gestern einen Neuwagen-Kleinwagen-SUV (VW T-Cross) gekauft. Natürlich ist er eigentlich nicht »so einer«...
Naja - was soll man da machen. Ich frage mich wirklich, wie und ob ich das anspreche. (Das liegt natürlich auch daran, dass mein Freund, glaube ich, beim Thema Autokauf nicht kritikfähig
ist...)
Wie gehst du damit um? Für Euch ist es ja wahrscheinlich genau so unbegreiflich, wie man überhaupt ein Auto haben kann. Bist du so locker und kannst (auch bei deinen besten Freunden) gut
damit leben??
Liebe Grüße
Peter Paul
Meine Antwort:
Moin! Tja, also so ganz 100% kann ich das natürlich nicht trennen. Aber insgesamt ist mein näheres Umfeld schon deutlich ambitionierter als der Durchschnitt. Gleichwohl fliegen die meisten
regelmäßig, finden Biofleisch zu teuer... usw. Und dafür gibt es dann die tollsten Begründungen. Der SUV z.B. wird benötigt, weil 2 x im Jahr der Waldweg zum Ferienhaus befahren wird, der
Pferdeanhänger, der Wohnwagen. Das ging zwar auch alles ohne SUV, aber darüber zu diskutieren....
Zarte Andeutungen sind durchaus möglich, aber am besten indem man über das eigene Verhalten spricht. Das Verhalten anderer, bzw. deren Kaufentscheidungen zu bewerten macht nur
schlechte Stimmung.
Und bringt nichts!
Deswegen plädiere ich für das Konzept der Ökoroutine: Verhältnisse ändern, statt Verhalten.
Für diesen Ansatz suche ich Zustimmung. Und erhalte sie auch von SUV Fahrern. Das heißt etwa: steigende Standards lassen das Fahrzeuggewicht schrittweisen schrumpfen....Wenn nicht das
persönliche Verhalten zur Disposition stehen, sondern die Rahmenbedingungen insgesamt, sind die Menschen durchaus vernünftig.
Selbst im Inland vielfliegende Geschäftsleute begrüßen meinen Vorschlag, die Starts- und Landungen auf Flughäfen zu limitieren.
Mein Rat also: Sprich mit den Menschen darüber, wie wir die Verhältnisse ändern können. An solchen konkreten Beispielen lässt sich zeigen, warum Standards und Limits sinnvoll sind, und
keine Einschränkung der Freiheit. Wenn dann in der Politik darüber diskutiert wird, dann wäre es gut, wenn die Freunde die neuen Standards mittragen.
Und: fordere Deine Freunde auf, sich zu engagieren. Besetzt einen Parkplatz am ParkIngDay, radelt mit der CriticalMass oder nimm sie mit zur Demo »Wir haben es satt!«.
Aber das wäre wieder eine Verhaltensänderung....
Herzlichst
Michael