Mähen

Es ist nun schon fast zehn Jahre her, da oblag mir die Koordination des Buchprojektes »Zukunftsfähiges Deutschland«. Es sollte die Nachfolge der 1996 legendär gewordenen Studie antreten. Sie hatte den gleichen Titel und der Spiegel bezeichnete das Buch als »Bibel der Umweltbewegung«. Die Projektleitung oblag seinerzeit dem großartigen Autor und Redner Wolfgang Sachs. Von ihm habe ich im Laufe des Projektes viel gelernt und ich bin Wolfgang bis heute dankbar dafür.


Natürlich waren wir nicht immer einer Meinung. Doch besonders bei der Konzeption und Umsetzung eines großen Buchprojektes, hatte Wolfgang einfach wesentlich mehr Erfahrung und auch aufgrund seiner Exzellenz das letzte Wort. Und so kam es auch, dass meine kleine Geschichte über die Potenziale des Handrasenmähers gestrichen wurde. Das sei nun doch zu abwegig, wenn nicht gar abschreckend. Der Titel meines Kapitels lautete »Achtsam leben«. Wer nachlesen möchte, die Studie ist immer noch zu haben.


Kürzlich habe ich jetzt gelesen, wie ein Autor über das Rasenmähen mit Muskelkraft sprach. Ich konnte mir zwar kaum vorstellen, dass er sich tatsächlich solchermaßen befleißigt und mit einen Spindelmäher seinen Rasen kürzt. Aber mir kam freilich sogleich wieder meine Geschichte in den Sinn. Und auch fiel mir ein, dass ich dazu mal ein Vorführvideo gedreht habe. Über einige Jahre habe ich diesen Kurzfilm gelegentlich bei Vorträgen gezeigt. Zum einen, weil das die Leute zum Lachen bringt. Zum anderen, sollte deutlich werden: Die Zuhörer haben jemanden vor sich, der tut, was er sagt.

In Haushalten mit eigenem Garten findet die immer umfangreichere Ausstattung mit motorbetriebenen Werkzeugen meist ihre Fortsetzung. Heckenschere, Rastentrimmer, Vertikutieren, Hochdruckreiniger usw. sind inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden. Ebenso wie der ohrenbetäubende Lärm von Laubsauger und Benzinrasenmähern. Nicht ohne Grund stören sich die Menschen am zweithäufigsten über den Lärm des Nachbarn – gleich nach Verkehrslärm. Noch bedenklicher sind die erheblichen Schadstoffemissionen der »kleinen« Gartenhelfer. In der Masse verursachen die hochemittierenden Motoren in der Gartenpflege neben den landwirtschaftlichen Maschinen die größten Schadstoffmengen abseits der Straßen. Rasenmäher mit 2-Takt-Motoren setzen 90-mal so viel Kohlenmonoxid frei wie im Straßenverkehr zulässig. Während einer Stunde Betrieb produziert ein 2-Takter so viel Kohlenwasserstoffe wie 200 Autos mit Katalysator.


Dabei kostet ein guter handbetriebener Spindelmäher nur ein Fünftel eines adäquaten Benzinmodells  und schont damit bereits bei der Anschaffung das Portemonnaie. Der anschließende Betrieb ist völlig kostenfrei. Das Rasenmähen mit Muskelkraft ist natürlich eine Frage der Haltung. Hier kann der Gesetzesgeber nicht mit Vorschriften nachhelfen. Auch Standards und Limits vermögen das nicht zu bewirken.

 

Jeder sollte für sich darüber nachdenken, ob die körperliche Betätigung nicht vielmehr vorteilhaft als lächerlich ist. Moderne Spindelmäher arbeiten mit einer berührungslosen Präzisions-Schneidtechnik, erfordern nur geringen Krafteinsatz und sind so leise, dass Gartenfreunde nicht einmal die Mittagsruhe der Nachbarn stören. Und wer bei einer etwas größeren Rasenfläche ins Schwitzen kommt, spart die Zeit im Fitnesscenter.