Gerade verbringe ich einige Tage auf der Insel Sylt. Es ist wirklich schön hier. Unendlich viel Strand. Was mir jedoch sogleich auffällt, schon bei der Ankunft: Eine Busfahrt ist teuer. Für die
kurze Streck vom Bahnhof bis zur Unterkunft in Rantum verlangt der Fahrer 2,55 Euro. Beim Ausflug nach List werden 4,80 Euro fällig. Von einem Ende zum anderen sind es 7,80 Euro. Für einen
Weg! Das ist wirklich unfassbar teuer. Vielleicht liegt es daran, dass sich dem Anschein nach, extrem viele Autos auf der Insel befinden. Mein Zimmer hat das Fenster zur Landstraße. Eine wirklich
tolle Urlaubsatmosphäre. Bis 23 Uhr brausen quasi sekündlich Pkw vorbei. Ein geschäftiges Treiben. Warum sind die Menschen so viel unterwegs, ist doch der Strand über die gesamte Länge der Insel
bestens erreichbar?
Dem Anschein nach entsteht der meiste Verkehr durch Fahrten zu den Publikumsmagneten auf Sylt. Die großzügigen Parkplätze vor dem legendären Café Kupferkanne und der Sansibar sind überfüllt. So
entsteht ein beträchtlicher Verkehrslärm, der offenbar politisch erwünscht ist. Autoroutine. Die Menschen tun das, was die Strukturen vorgeben. An keiner Stelle wird deutlich, dass Autos auf Sylt
nicht willkommen sind. Die Insel ist »autogerecht«. Wunderlich eigentlich nur, dass der Bahndamm nicht in eine Straße umgewandelt wurde. Zumindest ein parallel verlaufender Straßendamm wäre doch
einer Autoinsel zu wünschen.
Klimaschutz ist ein Thema auf Sylt. Jahr für Jahr müssen Millionen Tonnen Sand angespült werden. Der steigende Meeresspiegel macht den Küstenschützern ordentlich zu schaffen. All das kostet Geld.
Über 100 Millionen Euro gibt Deutschland dafür jährlich aus. Vor diesem Hintergrund bietet die Bahn mit ihrem Sylt Shuttle ein Küstenschützer-Ticket für den Autotransport an. Der Hin- und
–Rücktransport kostet dann 95 Euro und ist damit einen Euro teurer. Mit dieser läppischen Summe können sich also die Verursacher der globalen Erwärmung einen Ablass beschaffen. SUV-Fahrern wird
so der Eindruck vermittelt, sie tun etwas für den Küstenschutz.
Der Weg zur Ökoroutine: Den Fahrzeugtransport jährlich um 20 Euro anheben, die Zahl der maximal transferierten Autos durch ein Buchungssystem limitieren und über 20 Jahre das Limit absenken. Ab
dem Jahr 2025 erhalten nur noch emissionsfreie Wagen einen Transfer. Diese fahren maximal mit 30 Stundenkilometer. Schließlich könnte die Insel autofrei sein. Stille. Erholung, überall.
Übrigens: Auch zahlreiche Hotelgäste sind mit Wagen angereist. Ich meine, wer mit dem Auto anreist sollte auch ein Zimmer mit Fenster zur Straße bekommen.