Herbstlärm: Laubpuster verbieten?

Hobbygärtner, die sich über jedes herumliegende Blatt aufregen, können sich mit Rechen und Besen Bewegung verschaffen. Foto: Dorothea Jacob  / pixelio.de
Hobbygärtner, die sich über jedes herumliegende Blatt aufregen, können sich mit Rechen und Besen Bewegung verschaffen. Foto: Dorothea Jacob / pixelio.de

Wenn der Herbst kommt, die Blätter fallen und die Laubbläser röhren, denke ich oft an Graz. Die haben es vor knapp zehn Jahren geschafft, das vermeintlich Unmögliche zu beschließen: Der Betrieb von Laubbläsern ist im gesamten Stadtgebiet von Graz ganzjährig verboten. Verboten!


Damals wie heute, macht der Megaföhn einen Megalärm. Am Samstag vergeht kaum eine halbe Stunde, ohne dass irgendwo ein Rasentrimmer, Heckenschere, Rasenmäher oder eben Laubbläser rödelt. Letzterer kann mit circa 80 bis 120 Dezibel problemlos ein ganzes Tal verlärmen und sind damit so laut wie ein Presslufthammer oder eine Kettensäge.


Vor zwei Wochen waren wir im Lahntal spazieren. Das schöne Naturerlebnis wurde leider oftmals durch den Lärm der Bundesstraße getrübt.


Der Weg machte eine lange Kurve in ein Seitental und plötzlich war da Stille. Kein Straßenlärm. Wir genossen die Ruhe, konnten Vögel zwitschern hören. Die Natur wunderschön. Bis jemand seinen Laubbooster in Gang setzte. Kein gleichmäßiger Lärm, sondern ähn, ähn, ähhhhn, ähn, ähn…. Folter.


Die Hoffnung, dass uns die Wanderoute von der Lärmquelle fortführen würde, zerschlug sich, wir näherten uns stattdessen. Schließlich war es so weit. Wir sahen den Menschen, hinter der Maschine. Er schien regelrecht Vergnügen an seiner Tätigkeit zu haben. Wir waren hingegen wie gelähmt: Der Typ trieb ein kleines Häufchen Blätter vor sich her, dazu einige Zigarettenkippen und anderen Müll. Ich wäre am liebsten hin, hätte eine Kehrblech genommen und das Häufchen in den Mülleimer geladen.


Beim Nachbar fährt jede Woche ein Reinigungsservice vor. Vom Anhänger holt der Mitarbeiter dann eine riesige Art Staubsauger, einen Meter breit. Der Lärm ist Ohren betäubend. Es ist gut zu erkennen, worum es geht: Meist fast nichts. An vielen Tage würde der Müll bzw. die wenigen Blätter auf ein Kehrblech passen. Mit dieser monströsen Maschine über den Bürgersteig zu fahren, scheint eher als Arbeitsnachweis zu dienen. Jeder in 200m Entfernung kann hören, dass die Firma ihren Job macht.


In Graz geht die Stadt selbst mit gutem Rechen voran. Man ging davon aus, bis zu 80 weitere Mitarbeiter einstellen zu müssen, doch im Ergebnis reichte das vorhandene Personal. Erstaunlich. Das das Wunder von Graz scheint sich nicht rumzusprechen.
Was ich nicht verstehe: Warum hat die Europäische Union diesen Mistdingern im Neuverkauf nicht längst die Zulassung entzogen? Sie zerstören Lebensqualität. Mit der Akkuversion gibt es immerhin ein wesentlich leiserer Alternative. Noch besser wäre, nur noch Gewerblichen die Nutzung zu gestatten.


Die Hobbygärtner und Menschen, die sich über jedes herumliegende Blatt aufregen, können sich mit Rechen und Besen Bewegung verschaffen. Das ist gut für die eigene Gesundheit, die der Nachbarn und die Artenvielfalt. Die Fitness Armbanduhr zeigt nach dem Laubfegen bestimmt an: »Tolle Leistung!«